Dirk Hamann und Helmut Schneider schreiben über eine „bedeutende künstlerische Entdeckung“

Jakob Bachta, der Koblenzer Maler zu Beginn des 19. Jahrhundert, schuf fünf Gemälde für die Kanzel der ehemaligen Weißenthurmer Lassaulx-Kirche

Das Heft 16 aus der Schriftenreihe für das Weißenthurmer Pfarrarchiv bietet eine künstlerische Überraschung

WEISSENTHURM (jüg) Helmut Schneider ist nicht nur in Weißenthurm eine bekannte Größe hinsichtlich diverser Veröffentlichungen in der Schriftenreihe des örtlichen Pfarrarchivs. Vielmehr ist der versierte heimatkundlich interessierte Weißenthumer Bürger bereits mit mehreren umfassenden Darstellungen von kirchenhistorisch-interessantem Geschehnisse rund um die Pfarrkirche und die Pfarrgemeinde auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden.


Helmut Schneider vor der Kanzel in der heutigen Pfarrkirche - Foto von Jürgen Grab

Begonnen hat er seine Recherchen hinsichtlich der „Kanzelbilder aus der alten Weißenthurmer Lassaulx-Kirche“ im Jahre 2019 als er vom ehemaligen Diakon Klaus-Dieter Jung Fotos fünf Gemälde erhielt, die Christus und die vier Evangelisten zeigen. Entdeckt hatte sie zuvor der vormalige Kirchenhausmeister Michael Barth in einem Nebengebäude der Kirche, der diese dann Klaus-Dieter Jung übergeben hat. Dieser entstaubte sie so gut es ging und schützte sie vor weiteren Feuchtigkeitsschäden und Verschmutzungen.

Als dann Helmut Schneider die Fotos erhielt, erkannte er dort die Beischrift „Ja. Bachta“. Da das Recherchieren bei dem bekannten örtlichen Autor „im Blut“ liegt und er bei seinen Nachforschungen über den Freskenmaler Theophil Gassen auch etliche Anmerkungen über Bachta gefunden hatte, wurde ihm bestätigt, dass dieser offenkundig auch für die Thurer „Lassaulx- Kirche“ künstlerisch tätig geworden war. In diesem Zusammenhang erläutert Schneider, dass ein wiederholter Abgleich der Weißenthurmer Bilder mit einer entsprechenden Zeichnung Gassens sowie mit einer Lithographie von Lassaulx eine deutliche Übereinstimmung ergab, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die vorhandenen Bilder von Jakob Bachta stammen.

Gemälde von Jakob Bachta - Fotoreprodukton von Helmut Schneider

So stand für Helmut Schneider fest, dass es sich bei den Fundstücken um Objekte aus der ehemaligen Lassaulx-Kirche aus den Jahren 1836-1838 handelt. „Damit ist ein weiteres Relikt aus der ehemaligen Kirche gefunden worden. Bisher kannte man von der früheren Ausstattung nur die bis heute über dem Gewölbe der Kirche liegenden Fresken Gassens, die allerdings leider nicht frei zugänglich sind“, erläutert der Weißenthurmer Kirchenhistoriker.

Gemälde von Jakob Bachta - Fotoreprodukton von Helmut Schneider

Zu den beiden Protagonisten der historischen Aufarbeitung der Bachta-Gemälde Klaus – Dieter Jung und Helmut Schneider gesellte sich von Beginn an der vormalige städtische Archivar Dirk Hamann hinzu, der weitere Recherchen durchführte und schließlich eine umfassende historisch- und kunstgeschichtlich- relevante Expertise über die fünf Gemälde erstellte, die er in dieser neuesten Schriftenausgabe des Pfarrarchivs in kompetenter Weise veröffentlicht hat. Insofern dankte der Herausgeber dieser neuerlichen Schrift sowohl Jung für dessen Unterstützung als auch vor allem Dirk Hamann für seine besonders fachkundige Mitarbeit an der Gestaltung dieses Heftes.

Gemälde von Jakob Bachta - Fotoreprodukton von Helmut Schneider

Zunächst wurde angenommen, dass die Bilder möglicherwiese für den Verkauf auf einem Flohmarkt und der Erlös für die Orgelrestaurierung gedacht sei. Doch ein Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern des Fördervereins ergab, dass dies nicht der Fall ist, so dass die Gemälde in jedem Fall der Pfarrgemeinde gehören. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats, Manfred Hobbach, kam man zu der Auffassung, dass die Bilder in Weißenthurm bleiben und keinesfalls veräußert werden sollten.

Gemälde von Jakob Bachta - Fotoreprodukton von Helmut Schneider

In seiner Publikation berichtet Schneider, dass durch die Vermittlung von Dirk Hamann eine kostenfreie Beratung bei der Diplom-Restauratorin Katrin Etringer in Koblenz zustande gekommen ist, die zudem Vorschläge für weitere Maßnahmen unterbreitete. Gesprochen wurde außerdem darüber, wo und auf welche Weise die Anbringung der Gemälde in der Kirche erfolgen könnte. Wie Helmut Schneider weiter zu berichten weiß, hat Bürgermeister Gerd Heim, der zugleich auch Vorsitzender des Weißenthurmer Geschichtsvereins ist, Kontakt mit dem Koblenzer Restaurator Thomas Hardy aufgenommen, dem diese Bilder jetzt zur weiteren Bearbeitung vorliegen. „Allerdings ist zu erwarten, dass die Kosten für die Restaurierung, Konservierung und Rückführung der Gemälde in die Kirche sich in einem höheren vierstelligen Euro-Bereich bewegen. Gerade in dieser Frage bedarf es natürlich noch einer Klärung, betont der unvergleichlich engagierte Schriftenautor Helmut Schneider, der darauf verweist, dass dieses lesenswerte Heft Nr 16 über die Kanzelbilder aus der alten Lassaulx-Kirche für einen Euro im Weißenthurmer Pfarrbüro erworben werden kann.

Foto unten (c) Jürgen Grab - Helmut Schneider vor der Kanzel in der heutigen Pfarrkirche - Foto von Jürgen Grab