50 Jahre: Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein feiert Jubiläum

KREIS MYK. Der Landkreis Mayen-Koblenz steht für ein starkes Wirtschaftsleben, eine Aufschwung-Region, für Industrie, Gewerbe und Handel, Landwirtschaft, Weinbau und Tourismus. Das alles und mehr für die Bürger sowie Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Landkreis zu bewahren und zu fördern, ist Ziel der Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein mbH (WFG) – und das seit mittlerweile 50 Jahren. Und es ist eine Erfolgsgeschichte:

Nach der Neugründung des Landkreises Mayen-Koblenz im Zuge der kommunalen Gebietsreform am 7. November 1970 vergingen nur wenige Monate, bis die Wirtschaftsförderungsgesellschaft ins Leben gerufen wurde. Am 14. Juli 1971 nahm die WFG an ihrem Sitz in Mayen die Arbeit auf, zu Beginn des Jahres 1973 wurde er nach Koblenz verlegt. Ziel war es, die Entwicklung und Verbesserung der Wirtschafts- und Sozialstruktur im Landkreis Mayen-Koblenz mit geeigneten Maßnahmen zu fördern. Gründungsgesellschafter waren der Landkreis Mayen-Koblenz (52,4 Prozent), die Sparkasse Koblenz und die Kreissparkasse Mayen (je 23,8 Prozent) bei einem Stammkapital von damals 21.000 D-Mark. In den Folgejahren wurde seitens des Landkreises das Stammkapital durch die Einlage von RWE-Aktien erhöht; es beträgt heute 1,85 Millionen Euro. Die Gesellschaftsanteile verteilen sich auf den Landkreis Mayen-Koblenz mit 96 Prozent sowie die Sparkasse Koblenz und die Kreissparkasse Mayen mit jeweils 2 Prozent des Gesellschaftskapitals. 

Bereits kurz nach der Gründung des neuen Landkreises Mayen-Koblenz (Foto aus einer Kreistagssitzung in Mayen) wurde die zukunftsweisende Entscheidung getroffen, die WFG ins Leben zu rufen, die in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Projekte im Landkreis erfolgreich anstoßen und umsetzen konnte.

Struktur des Kreises

Der Kreis Mayen-Koblenz ist räumlich einerseits vom urbanen Bereich des Rheingrabens mit der dortigen starken Infrastruktur samt Häfen geprägt, während andererseits der westliche Teil des Landkreises deutlich geringer besiedelt ist und vom landwirtschaftlich genutzten Eifelraum beziehungsweise Maifeld und dem Abbau der vulkanologischen Rohstoffe (Bims, Basalt, Tuff) um den Laacher See (Mendig, Pellenz, Ochtendung, Mayen) bestimmt ist. In den Nachkriegsjahren war der Bedarf an Baustoffen, insbesondere Bimsstein, groß und die Bau-Steine-Erden-Industrie prosperierte. Doch diese Dominanz und Monostruktur hatte auch ihre Schattenseiten. In den 1980er Jahren ging die Nachfrage zurück, was zu einer wirtschaftlichen Schwächung der Region führte. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft setzte an diesem Problem an und entwickelte Maßnahmen zur gebietsübergreifenden Struktur- und Wirtschaftsförderung. Es wurden unter anderem Standortanalysen erstellt. Den Schwerpunkt bildete in diesen Jahren der Aufbau eines Fördersystems sowie die Formulierung von Förderrichtlinien. 

Im „Bimsprogramm“ von 1987 wurden unter anderem Flächen in Mendig erworben und zur Ansiedlung neuer Gewerbestätten genutzt.

 

Das „Bimsprogramm“

 Zu Beginn der 1980er Jahre fokussierte die WFG Maßnahmen zur monetären, direkten einzelbetrieblichen Förderung. Doch schnell erwies sich diese Art der Förderung als nicht geeignet, um einen nachhaltigen Einfluss auf die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Wirtschaftsstruktur zu nehmen. Die deutschlandweite Rezession von 1981 bis 1983 tat ihr übriges und es war klar: Ein aktives Gegensteuern ist erforderlich. Der Monostruktur sollte durch die Ansiedlung zukunftsorientierter und konjunkturunabhängiger Industrien entgegengewirkt werden: Das „Bimsprogramm“ wurde aufgelegt. Ziel war es, die Kapazitäten in der Produktion von Bimssteinen stillzulegen, um damit eine Grundlage für einen Strukturwandel zu schaffen. Der Landkreis erwarb ganze Bimsbetriebe einschließlich Grund und Boden. Durch die Stilllegung wurden einerseits Produktionskapazitäten reduziert, andererseits entstanden durch den Abriss der Gebäudesubstanz und die Reaktivierung der Flächen neue Gewerbe- beziehungsweise Industriegebiete. Diese neuen Flächenangebote für gewerbliche Betriebe bildeten die Grundlage für den Ansiedlungserfolg von Unternehmen bis weit in die 1990er Jahre hinein. Auch im Tourismus wurde einiges angestoßen: Mit der Einführung eines Gaststättenprogramms des Landkreises entstand eine regelrechte Modernisierungswelle in der Gastronomie. 

Standortvorteil Verkehrsanbindung

Mit den Autobahnen A 48 von Ost nach West, der A 61 von Nord nach Süd sowie den wichtigen Verkehrsadern B 256 und B 9 verfügt der Landkreis verkehrstechnisch über große Standortvorteile. Ergänzend zu der Flächenreaktivierung im Rahmen des Bimsprogramms rückten weitere Potenzialflächen für die gewerbliche Entwicklung in den Blick, die WFG wurde zum Initiator für die Ausweisung großflächiger Industriegebiete. Die Realisierung erfolgte sowohl auf kreiseigenen Flächen als auch in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen im Landkreis und mit finanzieller Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz. Beispielhaft ist die von der Rhein-Zeitung betitelte „Erfolgsstory Polch” mit der Ausweisung und Besiedlung eines direkt an der Autobahnausfahrt der A 48 liegenden Industriegebietes. Neue Unternehmen siedelten sich an und schufen zahlreiche Arbeitsplätze bis heute.

Heterogen aufgestellte Wirtschaft Die Ansiedlungserfolge in den beiden letzten Jahrzehnten führten zu einer Diversifizierung des Wirtschaftsstandortes Mayen-Koblenz. Schwerpunkte in der heterogen aufgestellten Wirtschaft waren nun die Branchen Metallverarbeitung, Maschinenbau, Nahrungsmittelindustrie, Mineralbrunnen, Brauereien, Papier- und Hygieneindustrie, Medizintechnik sowie Softwareentwicklung. Im Rahmen einer Branchenanalyse wurde 2008 eine Verdichtung von Verpackungs- und Logistikunternehmen festgestellt. Hieraus initiierte die WFG die regionale Brancheninitiative „Verpackung-Logistik“ und organisierte Betriebsbesuche sowie Fachveranstaltungen zwecks Vernetzung der Unternehmen, Know-How-Transfer und Verbesserung der Wertschöpfung in der Region. Schon 2008 wurde die DSL-Erschließung als relevanter Standortfaktor identifiziert und damit zur Aufgabe der WFG. 

Die Erfolgsgeschichte der Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein mbH gründet auf der Arbeit des ersten Landrates des Landkreises Mayen-Koblenz, Dr. Georg Klinkhammer (1925 - 2020) (3. v.l.), hier bei der Eröffnung des Maifeldradweges.

Aufbau von Netzwerken

Die Wirtschaftsförderung nimmt zunehmend die ganzheitliche Entwicklung der Region in den Blick. Die Verfügbarkeit und die Qualität sogenannter harter Standortfaktoren wie verkehrsgünstig gelegene, attraktive Flächenangebote gehören zum Grundangebot. Doch um im 21. Jahrhundert erfolgreich zu agieren, reichen diese Faktoren allein nicht mehr aus. Der Aufbau von Netzwerken mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sowie die Kommunikation der Partner erlangen im Wettbewerb der Regionen eine zunehmende Bedeutung. Hinzu kommt die am Unternehmensbedarf orientierte Projektarbeit, die als „wissensbasierte Wirtschaftsförderung“ das bisherige Angebot erweitert. Der Wert des Faktors „Wissen” erhält eine verstärkte Relevanz. In Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Wissensmanagement der Hochschule Koblenz wurde das Projekt „Wissensmanagement“ gestartet. Ziel ist dabei, Wissen in den Unternehmen zu bewahren, dieses Wissen aber auch zu organisieren und zu dokumentieren, damit es jederzeit abgerufen werden kann.  Für die Zukunft gewappnet zu sein, bedeutet auch, die Erfordernisse der Unternehmen stets im Blick zu behalten. Die wachsende Produkt- und Prozesskomplexität ist für Betriebe eine neue Anforderung. Sie sehen in den modernen Technologien der Vision Industrie 4.0 die Erfolgsfaktoren für ihre Konkurrenzfähigkeit. Dies bestätigte sich auch in einer Umfrage der Hochschule Koblenz. Gemeinsam mit der Hochschule wurde der „Quick Check Digitalisierung“ für Unternehmen entwickelt, der seit 2018 von der Kompetenzstelle Digitalisierung erfolgreich durchgeführt wird. Die Einrichtung der Stelle wurde von der WFG initiiert und gefördert. 

Weichen für die Zukunft stellen

Das 2020 erstellte Gewerbeflächenkonzept für den Landkreis bildet die Grundlage für die Standortentwicklung der Zukunft, denn attraktive Flächenangebote bleiben nach wie vor die Voraussetzung für die Prosperität der Region. Die Digitalisierung wird in den nächsten Jahren die Geschäfts- und Arbeitswelt weiter verändern. Die WFG sieht es als ihre Aufgabe an, Unternehmen bei ihren Innovations- und Technologieentwicklungen zu stärken und zu unterstützen. Der Landkreis Mayen-Koblenz sieht die Standortentenwicklung als ganzheitliches Konzept. Die Region soll weiter so attraktiv bleiben wie sie es schon ist. Dazu zählt Leben und Arbeiten zusammenzubringen. Hierfür steht auch der 2017 neu entwickelte Slogan der WFG „Starke Wirtschaft. Gutes Leben.”, der auch im neuen Internetauftritt der WFG seit 2018 konzeptionell zum Ausdruck kommt. Die Bedeutung der weichen Standortfaktoren, im Kontrast zu den harten, spiegelt sich in den Projekten der WFG immer wider. So wurde zum Beispiel 2020 ein Radverkehrskonzept für Alltags- und Pendlerverkehre erstellt, um den Bürgern eine flexible und sichere Mobilität zu ermöglichen. Wichtige Akzente werden im Bereich der Digitalisierung gesetzt: Der Landkreis Mayen-Koblenz wurde im September 2020 als eine von 32 bundesweiten Modellregionen für das „Modellprojekt Smart Cities made in Germany“ ausgewählt. Die WFG hat den Prozess organisiert und maßgeblich vorangetrieben. Damit startet ein siebenjähriger Prozess, der den Lebens- und Wirtschaftsraum Mayen-Koblenz zukunftssicher gestalten wird.