Neuer Chefarzt etabliert am St. Elisabeth das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum

 MAYEN. Egal welches Alter: Etwa jede vierte Frau leidet unter Belastungsinkontinenz. Trotzdem ist das Thema nach wie vor ein Tabu. „Damit muss Schluss sein“, sagt Chefarzt Dr. Senad Habibovic. Gemeinsam mit der Proktologie und der Urologie am St. Elisabeth Krankenhaus in Mayen hat der gynäkologische Chefarzt nun ein Kontinenz- und Beckenbodenzentrum etabliert.

Die Ursachen des Problems sind vielfältig – etwa genetische Veranlagung, hormonelle Umstellung, eine zu starke Beanspruchung – und ziehen eine Überbelastung des Bindegewebes, eine Schädigung des Beckenbodens und eine Funktionsstörung der Blase und des Darms nach sich. „Zu den Problemen können unwillkürlicher Urinverlust, häufiges Wasserlassen, plötzlicher, nicht zu beherrschender Harndrang, das Gefühl einer ständig vollen Blase oder Schwierigkeiten beim Stuhlgang gehören“, berichtet der Chefarzt.

 Gemeinsam im Team verhelfen sie Patientinnen wieder zu mehr Lebensqualität (von links): Bryan Erich Bailey (Urologie), Dr. Senad Habibovic (Frauenheilkunde) und Dr. Cvijetin Branding-Cvijanovic (Proktologie).

Genauso vielfältig sind auch die Behandlungsoptionen, mit denen sich die Beckenbodenschwäche in den allermeisten Fällen sogar vollständig beheben lässt. „Um jedoch für jede Patientin nach sorgfältiger Diagnose die beste Therapiemöglichkeit herauszufinden, ist eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit der Frauenärzte, Urologen und Koloproktologen  im Sinne der Patientin sehr wichtig“, betont Habibovic.

Bis betroffene Frauen wieder aktiv am Leben teilnehmen können und ihre Lebensqualität gesteigert wird, werden zunächst alle erforderlichen Untersuchungen zur genauen Abklärung der Ursachen durchgeführt. Nach einer genauen Erhebung der Krankengeschichte erfolgen die gynäkologische Untersuchung sowie weitere Untersuchung, um Veränderungen in den Beckenorganen in Ruhe und Belastung zu erfassen. Falls notwendig werden weitere spezielle Untersuchungstechniken angewandt. Habibovic nennt Beispiele: „Mit einer Blasenspiegelung werden etwa Erkrankungen der Harnröhre und Blase ausgeschlossen. In der proktologischen Sprechstunde wird eine mögliche Stuhlinkontinenz abgeklärt.“ In einem ausführlichen Beratungsgespräch wird dann gemeinsam mit der Patientin das individuelle Behandlungskonzept erarbeitet. „Dieses reicht von der Therapie mit speziell ausgebildete Beckenboden-Therapeuten über Biofeedbackbehandlung, Elektrotherapie, Vibrationstraining bis hin zur medikamentösen Behandlung. Sollte eine Operation notwendig sein, steht in unserem Kontinenz- und Beckenbodenzentrum ein spezialisiertes Operationsteam bereit“, erläutert Habibovic, der unter anderem über die Zertifizierung der Arbeitsgemeinschaft für Urogynäkologie und plastische Beckenbodenrekonstruktion (AGUB II) verfügt und damit deutschlandweit als ausgewiesener Experte bekannt ist.