Jan Ludwig im Caritas-Mehrgenerationenhaus mit vielen interessierten Zuhörern
 Oberbürgermeister Wolfgang Treis ließ es sich nicht nehmen, mit dem Journalisten und Buchautoren Jan Ludwig einen bekannten Mayener im überfüllten Café CaTI des Caritas-Mehrgenerationenhauses St. Matthias zu begrüßen, der, in der DDR geboren und in Mayen aufgewachsen, heute als Redakteur bei der dpa arbeitet. Jan Ludwig stellte sein Buch vor und sprach über Populismus, der in allen Parteien vorkommen kann: „Populisten sind gerne laut, schüren Angst, Wut und Hass und bieten einfache Lösungen an. Sie verachten und bedrohen andere.“ Anhand von Einspielungen zeigte der Journalist den rhetorischen Baukasten populistischer Redner. Jan Ludwig: „Sie reden in der Regel laut, und wenn sie nicht laut sind, dann haben sie eine harte Sprache.“

(von links) Oberbürgermeister Wolfgang Treis, Referent Jan Ludwig, MGH-Koordinator Emad Girgis, Filialleiterin Anne Keuser von der Buchhandlung Reuffel in Mayen, Fachdienstleiter Markus Göpfert vom Caritas-Fachdienst Migration warben mit diesem Abend auch für mehr Fairness in der Politik.  /  Foto: E.T. Müller

Ist von „Gesinnungsterrorismus“ die Rede, wird das positive Wort „Gesinnung“ mit dem negativen Wort „Terrorismus“ verschraubt. Wird eine linke oder rechte Position als „versifft“ bezeichnet, meint dies „verschmutzt“, „verdreckt“. Populismus funktioniert in allen Lagern und in allen Ländern nach dem gleichen Muster. Populisten urteilen, verurteilen pauschal. Jan Ludwig: „Populismus neigt dazu, lauter zu werden, weshalb er sich oft selber überholt und an die Grenzen kommt. Populismus zieht alle demokratischen Teile der Gesellschaft in den Dreck. Wenn man ständig Misstrauen sät, bleibt von Vertrauen nichts mehr übrig.“ Populismus in der Demokratie ende immer antidemokratisch, führte der Referent aus, und ergänzte: „Populismus hat keine Farbe, sondern kann links oder rechts sein.“ Dann stellte er die Frage, aus welchen Gründen Menschen Populisten wählen. „Populisten haben mehr Angst vor der Zukunft. Tiervergleiche, Nazivergleiche, wenn sie nicht passend sind, bringen nichts. Alles, was die Sprache aufheizt, geht nicht.“ Vielmehr gelte es, selbst auf dem Boden der Demokratie stehend, „Populisten machen zu lassen. Sie laufen immer wieder ins Leere. Man muss sich seinen eigenen Standort bewahren, nicht auf die Provokation eingehen und dann noch ruhig bleiben.“ Auch wenn „immer mehr Vertrauen fehlt“, wie Oberbürgermeister Treis in der anschließenden Diskussion beklagte, war an diesem Abend doch die Stärke der Demokratie spürbar. Denn, so Jan Ludwig, gibt es „kein System, das so perfekt auf soziale Probleme eingeht.“ Es braucht mehr solcher Veranstaltungen mit Referenten wie Jan Ludwig, die genau hinschauen und das Gespräch nicht scheuen. Ein spannender Abend gegen Populismus und für mehr Demokratie, zu dem das Caritas-Mehrgenerationenhaus St. Matthias in Kooperation mit dem Caritas-Fachdienst Migration und der Buchhandlung Reuffel eingeladen hatte.